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Ethische Praxis in der medialen Kommunikation mit dem Jenseits - Teil 2

Ethische Praxis in Jenseitskontakten: Leitlinien und Perspektiven

Mediale Jenseitskontakte, eine Praxis, die verspricht, eine Brücke zwischen der Welt der Lebenden und der Verstorbenen zu schlagen, ist ein Feld voller ethischer Herausforderungen. Wie im ersten Teil dieses zweiteiligen Artikels dargelegt, umfassen diese Herausforderungen die Vulnerabilität der Trauernden, die Macht der Information, die Grenze zur Scharlatanerie und das Verifizierungsdilemma.

In diesem zweiten Teil werden wir uns eingehend mit Lösungsansätzen und breiteren Perspektiven befassen. Unser Ziel ist es, einen Rahmen für eine verantwortungsvolle und ethisch fundierte Praxis der medialen Arbeit zu schaffen.

👉 Hier kannst du den ersten Artikel nachlesen

Ethische Leitlinien für die Zukunft – Das “SO FAR”-Modell

Um den komplexen ethischen Herausforderungen in der medialen Kommunikation mit dem Jenseits zu begegnen, schlage ich das “SO FAR”-Modell vor. Dieses Akronym steht für fünf Kernprinzipien, die als ethischer Kompass für Jenseitsmedien dienen sollen.

Sorgfalt (S)

Sorgfalt bildet das Fundament jeder ethischen medialen Praxis. Sie umfasst:

  • Gewissenhafte Vorbereitung: Vor jeder Sitzung sollte sich das Medium mental und emotional vorbereiten, um einen klaren und offenen Kanal für die Kommunikation zu schaffen.

  • Selbstreflexion: Regelmäßige Überprüfung der eigenen Motivationen und Fähigkeiten ist unerlässlich. Medien sollten sich fragen: “Warum tue ich das? Wem dient es wirklich?”

  • Kontinuierliche Weiterbildung: Die Bereitschaft, stets dazuzulernen und sich weiterzubilden.

Offenheit (O)

Offenheit fördert Vertrauen und Transparenz in der medialen Praxis:

  • Ehrliche Kommunikation: Medien sollten offen über die Grenzen ihrer Fähigkeiten und die Natur der medialen Erfahrung sprechen.

  • Transparenz über Unsicherheiten: Wenn Botschaften unklar sind oder Zweifel bestehen, sollte dies dem Klienten mitgeteilt werden.

  • Bereitschaft für Feedback: Eine offene Haltung gegenüber konstruktiver Kritik und die Bereitschaft, die eigene Praxis zu hinterfragen und zu verbessern.

Fürsorge (F)

Fürsorge steht im Zentrum der ethischen medialen Praxis:

  • Emotionale Unterstützung: Einfühlsamer Umgang mit den Gefühlen und Bedürfnissen der Klienten, insbesondere in Trauersituationen.

  • Grenzen respektieren: Erkennen, wann professionelle psychologische Hilfe nötig ist, und entsprechende Empfehlungen aussprechen.

  • Nachsorge: Angebot von Follow-up-Gesprächen oder Ressourcen zur weiteren Unterstützung nach einer Sitzung.

Authentizität (A)

Authentizität ist entscheidend für die Integrität der medialen Praxis:

  • Wahrhaftige Wiedergabe: Ehrliche und unverfälschte Übermittlung der empfangenen Botschaften.

  • Unterscheidung von Interpretation und Eindruck: Klare Trennung zwischen den empfangenen Informationen und der eigenen Interpretation, samt Wertung dessen.

  • Selbsteinschätzung: Realistische Einschätzung und Kommunikation der eigenen Fähigkeiten und Grenzen.

Respekt (R)

Respekt bildet die Grundlage für eine ethische Beziehung zwischen Medium, Klient und der spirituellen Dimension:

  • Achtung der Privatsphäre: Wahrung der Vertraulichkeit und des Datenschutzes der Klienten.

  • Respekt vor dem Jenseits: Anerkennung der Würde und Autonomie der Verstorbenen.

  • Kulturelle Sensibilität: Berücksichtigung unterschiedlicher kultureller und religiöser Hintergründe in der medialen Praxis.

 

Praktische Anwendung des SO FAR-Modells

Die Umsetzung des SO FAR-Modells erfordert kontinuierliche Reflexion und Praxis. Medien könnten:

  1. Einen persönlichen Ethikkodex basierend auf den SO FAR-Prinzipien entwickeln und natürlich auch danach praktizieren.

  2. Regelmäßige Selbstevaluationen durchführen.

  3. Supervisionen oder Peer-Austausch zur Diskussion ethischer Fragen nutzen.

Ein passender Rahmen dafür könnte ein Medialer Zirkel sein, der Gelegenheit bietet, spirituelles Potenzial zu entfalten und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.👉 Hier erfährst du mehr zum Medialen Zirkel.

 

Interdisziplinäre Perspektiven

Die ethischen Fragen der medialen Jenseitskommunikation berühren verschiedene akademische Disziplinen. Eine ganzheitliche Betrachtung erfordert die Integration dieser verschiedenen Perspektiven.

Philosophische Aspekte

Die Philosophie bietet wichtige Einsichten in die ethischen und erkenntnistheoretischen Fragen der medialen Kommunikation:

  • Bewusstseinsphilosophie: Theorien über das Wesen des Bewusstseins und die Möglichkeit seiner Fortexistenz nach dem physischen Tod.

  • Erkenntnistheorie: Fragen nach der Natur und den Grenzen des Wissens, insbesondere in Bezug auf nicht-empirische Erfahrungen.

  • Ethik: Moralphilosophische Überlegungen zur Verantwortung gegenüber Lebenden und Verstorbenen.

Der Philosoph Thomas Metzinger argumentiert: “Die Erforschung veränderter Bewusstseinszustände, einschließlich medialer Erfahrungen, könnte unser Verständnis des menschlichen Geistes revolutionieren.”

Psychologische Betrachtungen

Die Psychologie liefert wertvolle Einblicke in die kognitiven und emotionalen Aspekte medialer Erfahrungen:

  • Kognitive Psychologie: Untersuchung von Wahrnehmungsprozessen und kognitiven Verzerrungen in medialen Erfahrungen.

  • Tiefenpsychologie: Analyse der Rolle des Unbewussten und archetypischer Symbole in medialen Botschaften.

  • Positive Psychologie: Erforschung des potenziellen therapeutischen Nutzens medialer Erfahrungen für die psychische Gesundheit.

Dr. Julie Beischel vom Windbridge Research Center betont: “Die wissenschaftliche Untersuchung von Medialität kann uns helfen, die komplexen psychologischen Prozesse zu verstehen, die bei außergewöhnlichen menschlichen Erfahrungen eine Rolle spielen.”

Soziologische Einordnung

Die Soziologie betrachtet die gesellschaftlichen Dimensionen und Auswirkungen medialer Praktiken:

  • Religionssoziologie: Analyse der Rolle von Medialität in verschiedenen kulturellen und religiösen Kontexten.

  • Soziale Netzwerktheorie: Untersuchung der Auswirkungen medialer Praktiken auf soziale Beziehungen und Gemeinschaften.

  • Mediensoziologie: Betrachtung des Einflusses moderner Medien auf die Wahrnehmung und Praxis von Medialität.

Der Soziologe Tony Walter argumentiert: “Der moderne Umgang mit dem Tod ist durch eine ‘Verlängerung von Beziehungen’ gekennzeichnet, wozu auch die mediale Kommunikation gehören kann.”

Theologische Sichtweisen

Theologische Perspektiven bieten wichtige Einsichten in die spirituellen und religiösen Dimensionen medialer Kommunikation:

  • Eschatologie: Lehren verschiedener Religionen über das Leben nach dem Tod und deren Vereinbarkeit mit medialen Praktiken.

  • Spirituelle Ethik: Religiöse Grundlagen für den ethischen Umgang mit Verstorbenen und Trauernden.

  • Interreligiöser Dialog: Vergleich und Integration verschiedener religiöser Ansätze zur Kommunikation mit dem Jenseits.

Der Theologe John Hick schreibt: “Die Vielfalt religiöser Erfahrungen, einschließlich medialer Phänomene, deutet auf eine transzendente Realität hin, die unsere begrenzten Vorstellungen übersteigt.”

Das Dilemma der Klientenwahrnehmung

Ein oft übersehener Aspekt der medialen Praxis ist die Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung des Mediums und der des Klienten.

Herausforderungen in der Kommunikation

  • Interpretationsunterschiede: Medien und Klienten können Botschaften unterschiedlich deuten.

  • Erwartungshaltungen: Vorgefasste Meinungen können die Wahrnehmung und Interpretation beeinflussen.

  • Emotionale Filter: Starke Emotionen können die Aufnahme und Verarbeitung von Informationen beeinträchtigen.

Lösungsansätze

  • Klare Kommunikation: Nachfragen und Klären von Missverständnissen während der Sitzung.

  • Nachbesprechung: Einplanung von Zeit für Reflexion und Diskussion nach der Sitzung.

  • Dokumentation: Angebot einer schriftlichen Zusammenfassung oder Aufzeichnung der Sitzung für spätere Reflexion.

Meine Erfahrung: Eine sorgfältige Vor- und Nachbereitung der Sitzungen, einschließlich klarer Erklärungen über Ablauf und mögliche Missverständnisse, verbessert die Qualität der Erfahrung für beide Seiten erheblich.

 

Fazit

Die ethische Praxis der medialen Jenseitskommunikation erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der philosophische Reflexion, psychologisches Verständnis, soziologische Einordnung und spirituelle Sensibilität vereint. Das SO FAR-Modell bietet einen praktischen Rahmen für die Umsetzung ethischer Prinzipien in der täglichen Praxis.

Letztendlich geht es darum, einen Weg zu finden, der sowohl dem Wunsch nach Verbindung und Trost als auch den Anforderungen an ethische Integrität und wissenschaftliche Redlichkeit gerecht wird. Nur so kann der mediale Kontakt ins Jenseits seinen Platz als respektierte und wertvolle Praxis in unserer Gesellschaft weiter etablieren und halten.

Weiterlesen: Vertiefe dein Wissen mit der “A-SURFER”-Methode für authentische Jenseitskontakte

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