Abzocke in der Neo-Esoterik: Liebeszauber, Proxy-Healing und teure „Heilgegenstände”

Die Neo-Esoterik ist reich an Versprechungen: schnelle Heilung, tiefe Liebe und spirituelle Erfüllung. Leider wird diese Sehnsucht vieler Menschen immer wieder schamlos ausgenutzt. Besonders problematisch sind Liebeszauber, Proxy-Healing und der Verkauf angeblich „energetisch aufgeladener” Gegenstände – oft zu horrenden Preisen. Viele dieser Praktiken sind nichts weiter als Täuschungen, die darauf abzielen, Menschen in Not zu manipulieren und finanziell auszubeuten.

Dr. Michael Utsch, Psychologe und Experte für Weltanschauungsfragen, warnt: „Viele esoterische Angebote versprechen schnelle Lösungen für komplexe Probleme. Dies kann besonders für Menschen in Krisensituationen gefährlich sein.”

Liebeszauber: Manipulation unter dem Deckmantel der „Magie”

Liebeszauber versprechen, das Herz eines bestimmten Menschen zu gewinnen oder eine zerbrochene Beziehung wiederherzustellen – oft gegen hohe Gebühren. Die Realität ist jedoch, dass solche Zauber manipulative Praktiken sind, die den freien Willen eines anderen Menschen untergraben.

Laut einer Studie des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) gaben 2019 etwa 15 % der Befragten an, schon einmal einen Liebeszauber in Betracht gezogen zu haben. Die durchschnittlichen Kosten für solche „Dienste” lagen bei 200 bis 500 Euro. Die Kosten und die ethischen Bedenken sollten jedem zu denken geben, der erwägt, solche Dienste in Anspruch zu nehmen.

Proxy-Healing: Stellvertretende Heilung und die Gefahr der Ausbeutung

„Proxy-Healing“ ist eine Praxis, bei der Anbieter behaupten, im Auftrag oder anstelle einer anderen Person energetische Heilung durchzuführen – häufig ohne deren Wissen oder Zustimmung. Eine gängige Variante umfasst den Einsatz von energetisierten Gegenständen wie Teddys oder Handtüchern, die als “Proxy” zur Übertragung von Heilenergie dienen sollen. Diese Produkte werden oft zu überhöhten Preisen verkauft, was ihre Wirkung fragwürdig erscheinen lässt. Mehr dazu im Folgenden.

Dr. Edzard Ernst, emeritierter Professor für Komplementärmedizin, weist in seinen Publikationen immer wieder darauf hin, dass es keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit von Proxy-Healing gibt. Zudem könnte es potenziell riskant sein, wenn Menschen aufgrund solcher Methoden davon absehen, notwendige medizinische Behandlungen in Anspruch zu nehmen. Der Glaube, dass Heilung durch eine andere Person von außen erzwungen werden kann, wird von vielen Experten als problematisch und irreführend angesehen, da er von der Eigenverantwortung und bewährten medizinischen Praktiken ablenkt. (Weiterführende Informationen)

Teure „Heilgegenstände”: Der Mythos der energetischen Aufladung

Ein besonders beliebtes Mittel, um Menschen finanziell auszubeuten, ist der Verkauf von angeblich energetisch aufgeladenen Gegenständen. Dies reicht von Wohlstandspyramiden über Gesundheitsarmbänder bis hin zu „energetisierten” Teddys für Kinder. Diese Gegenstände sollen alles Mögliche versprechen: Reichtum, Gesundheit und Schutz – doch zu welchem Preis?

Beispiele für fragwürdige Produkte:

Wohlstandspyramiden: Diese „energetisierten“ Objekte werden oft für 100 bis 500 Euro verkauft und versprechen Wohlstand und Fülle ins Leben zu ziehen. Ein Großteil dieser Produkte zeigt jedoch keine messbaren Effekte.

Gesundheitsarmbänder: Diese Armbänder, deren Preise von 50 bis über 1000 Euro reichen, sollen Heilung durch spezifische Frequenzen fördern – obwohl die Wirkung in den meisten Fällen auf den Placebo-Effekt zurückgeführt werden kann.

Energetisierte Teddys: 

Energetisierte Teddys: Diese Plüschtiere, oft für das 5- bis 10-fache des üblichen Preises verkauft, sollen Kinder energetisch schützen und ihnen Heilung bringen. Die Idee dahinter klingt zunächst rührend – schließlich wünschen sich viele Eltern Schutz und Geborgenheit für ihre Kinder.

Ich bin ein großer Freund des Trance-Healings und biete dies meinen Klienten an. Doch irgendwie entzieht sich mir die Logik, dass man ein völlig überteuertes Plüschtier verkauft, beispielweise um es den Kindern mit ins Bett zu legen, damit diese die heilsamen Einflüsse aufnehmen können. So, nun halten wir kurz inne, denn: Viele seriöse Anbieter betreiben ihr Healing auch über die Ferne – mit spürbaren Effekten für die Empfänger. Wenn also energetische Heilung über Raum und Zeit hinweg funktioniert, wieso brauche ich dann ein Plüschtier als Vermittler?

Ist das energetisierte Teddy-Modell nicht letztlich nur eine physische Manifestation eines Placebos – und dazu noch eine ziemlich teure? Würde die angebliche Heilkraft nicht auch ohne den Kauf eines bestimmten Objekts über die Ferne wirken, wenn man sich auf energetische Heilprinzipien verlässt? Oder ist der Teddy nur ein künstlich erzeugtes Bindeglied, das Unsicherheit kompensieren und Menschen eine greifbare „Sicherheit“ verkaufen soll?

Ganz gleich welches Angebot beleuchtet wird, bleibt immer eine entscheidende Frage unbeantwortet: Wenn Heilung unabhängig von Raum und Zeit wirken soll, warum dann das physische Hilfsmittel? Ist das nur ein cleverer Verkaufstrick oder gibt es tatsächlich eine tiefere Logik dahinter?

Ich kann mir diesen Trend derzeit nur als fragwürdigen Geschäftszweig erklären, der sich wirtschaftlich lohnt, aber spirituell und energetisch fragwürdig bleibt.

Wer für mich eine nachvollziehbare Erklärung hat – bitte her damit!

Rechtliche Aspekte

In Deutschland fallen viele dieser Praktiken in eine rechtliche Grauzone. §263 StGB (Betrug) kann greifen, wenn nachweislich falsche Versprechungen gemacht wurden. Die Beweisführung ist jedoch oft schwierig, da es sich bei vielen esoterischen Angeboten um subjektive Wahrnehmungen handelt, die nicht leicht vor Gericht bewiesen werden können.

Es ist ratsam, bei jeglicher esoterischer Dienstleistung oder dem Kauf von teuren „energetischen“ Produkten sorgfältig zu prüfen, ob diese realistisch und verantwortungsvoll beworben werden oder ob es sich um Abzocke handelt.